Die keltische Mikroregion von Bierfeld/Sitzerath, Gem. Nonnweiler, Kr. St. Wendel (Saarland)

Grunddaten zu diesem Projekt

Art des ProjektesEigenmittelprojekt
Laufzeit an der Universität Münsterseit 15.07.2012

Beschreibung

Im nördlichen Saarland gibt es zahlreiche eisenzeitliche Bestattungsplätze mit reichem Inventar, die immer wieder zu spektakulären Entdeckungen führen. Das keltische Machtzentrum „Hunnenring" bei Otzenhausen bildet dabei den Schwerpunkt der Besiedlung, die, unter veränderten Vorzeichen, bruchlos in die römische Zeit fortdauert. Als Besonderheit der Region am „Hunnenring" erweist es sich, dass spätkeltischen Gräbern römische Weinamphoren beigegeben sein können. In Bierfeld, Kr. St. Wendel, wurden bei Grabungen der Terrex gGmbh in Kooperation mit der Abteilung für Ur- und Frühgeschichte der Universität Münster im September 2013 erneut Brandgräber mit Amphoren entdeckt. Sie gehören einem Friedhof an, der bereits seit dem Jahre 1906 bekannt ist. Hier ist man beim Pflügen, direkt an der Grenze zur Gemarkung des Nachbardorfes Sitzerath, auf drei Gräber der beiden Jahrhunderte um Christi Geburt gestoßen und hat diese ausgegraben. Damals wurde auch eine ganz erhaltene Amphore mit Stempel am unteren Henkelansatz geborgen. Bei den Neugrabungen vor Ort sind jetzt zwei weitere Gräber freigelegt worden. Die reichen Inventare lassen auf die Bestattung jeweils einer Frau und eines Mannes schließen. In den rechteckig ausgehobenen Grabgruben fand man große Geschirrsätze, was für die Region in dieser Zeit bislang nicht nachgewiesen werden konnte. Auf einen lokal geprägten Ritus verweisen auch Bruchstücke von Mahlsteinen aus Basalt, die, wie Scherben einer oder mehrerer Amphoren italischer Herkunft, beim Zuschütten der Gräber Verwendung fanden. Bemerkenswerterweise war in der Einfüllerde des Frauengrabes ein Gefäß deponiert, das vollkommen mit verbogenen oder zerbrochenen Fibeln und anderem metallischem Schmuck in gleichem Zustand gefüllt war. Die Interpretation dieses Befundes bleibt zunächst offen; es könnte sich um einen Alt-Metall-Vorrat gehandelt haben. Als Besonderheit ist des Weiteren eine eiserne, aus mehreren Teilen zusammengefügte Pyxis auf der Sohle des Frauengrabes zu bezeichnen, für die nur wenige Vergleichsfunde in der spätkeltischen Welt bekannt sind. Die in Bierfeld entdeckten Gräber und die begleitend durchgeführten geophysikalischen Untersuchungen lassen auf einen größeren Friedhof schließen. Dessen Erforschung lässt neue Facetten des Romanisierungsprozesses erwarten. Momentan zeichnet sich nämlich ab, dass die Gräber angelegt wurden, als das oppidum „Hunnenring" bereits aufgegeben war, was um die Mitte des 1. Jahrhunderts vor Christus erfolgt sein dürfte. Die Tatsache, dass unmittelbar nach dem Gallischen Krieg aufwändige Grabsitten mit römischem Sachgut zelebriert wurden, könnte auf eine rasche Hinwendung der ortsansässigen Bevölkerung zur neuen Lebenswelt hindeuten.

StichwörterNekropolen; Siedlungsarchäologie; Romanisierung; Geophysik

Projektleitung der Universität Münster

Gleser, Ralf
Professur für Ur- und Frühgeschichte (Prof. Gleser)
Schmidt, Volkmar
Professur für Geophysik (Prof. Becken)

Projektbeteiligte Organisationen außerhalb der Universität Münster

  • TERREX gGmbHDeutschland