Es sind einige primitive (unequilibrierte) gewöhnliche Chondrite beschrieben worden, die miteinander verzahnte Chondren enthalten. Eigene erste Untersuchungen zeigen, dass diese Gefüge viel weiter verbreitet sind, als bisher angenommen wurde. Sie treten in Fragmenten bestimmter chondritischer Gesteine auf, die nachfolgend als „Cluster-Chondrite“ bezeichnet werden. Die Gefüge dieser Gesteine können dahingehend interpretiert werden, dass heiße und daher verformbare Chondren gemeinsam mit starren Chondren akkretierten, gefolgt von einer sofortigen Kompaktierung und Verfestigung. Dies steht im Gegensatz zur gängigen Ansicht, dass Chondren bereits vor der Mutterkörperakkretion verfestigt waren. Die Allgegenwärtigkeit von Fragmenten der Cluster-Chondrite könnte andeuten, dass es sich bei der heißen Chondrenakkretion um einen fundamentalen Prozess in der Bildungsgeschichte chondritischer Planetesimale gehandelt hat. Der vorliegende Forschungsantrag zielt darauf ab, die Bildungsbedingungen der Cluster-Chondrite und ihrer Mutterplanetesimale zu verstehen. Ihre Petrographie, Gesamt- und Mineralchemie, Sauerstoffisotopie und ihr Inventar an primordialen Edelgasen und präsolaren Körnern soll untersucht werden. Sollte es sich bestätigen, dass Cluster-Chondrite akkretierten, als Chondren noch verformbar waren, d.h. Stunden bis wenige Tage nach der Chondrenbildung, würden wir Einblicke in sehr frühe gesteinsbildende Prozesse von kurzer Dauer und begrenzter räumlicher Ausdehnung des Solarnebels bekommen. Dies würde zwangsläufig die gegenwärtigen Modelle zur Chondrenbildung und Akkretion von Planetesimalen beeinflussen.
Kleine, Thorsten | Professur für Experimentelle und Analytische Planetologie (Prof. Kleine) |
Kleine, Thorsten | Professur für Experimentelle und Analytische Planetologie (Prof. Kleine) |
Metzler, Knut | Professur für Experimentelle und Analytische Planetologie (Prof. Kleine) Arbeitsgruppe apl. Prof. Bischoff |