Tagung, 07.–09.07.2006: Fünfundzwanzig Jahre Peter Weiss: Die Ästhetik des Widerstands«

Grunddaten zu diesem Projekt

Art des ProjektesEigenmittelprojekt
Laufzeit an der Universität Münster07.07.2006 - 09.07.2006

Beschreibung

Tagungstermin: 07.–09.07.2006 Tagungsort: Evangelische Akademie Iserlohn Anmeldung: über die Evangelische Akademie Iserlohn Weitere Informationen: Weitere Informationen erhalten Sie in einer PDF, die Sie hier abrufen können Veranstalter: Dr. Jens Birkmeyer (Germanistisches Institut der Universität Münster) und Prof. Dr. Michael Hofmann (Institut für Germanistik der Universität Paderborn) in Kooperation mit der Internationalen Peter Weiss Gesellschaft (Marburg). Im Jahre 1981 erschien der dritte Band von Peter Weiss' Ästhetik des Widerstands. Seit dem Erscheinen des ersten Bandes im Jahre 1975 und bis zum Ende der DDR 1989/90 stand der Roman, der eine Reflexion über das Scheitern der Arbeiter­bewegung im Angesicht der national­sozialistischen Gewaltherrschaft mit einer literarischen Reflexion über Grundlagen einer kriti­schen Ästhetik verbindet, im Zentrum zahlreicher litera­risch­ästhetischer und politischer Diskus­sionen. Auch Fragen des Selbstverständnisses der deutschen Linken in einer postmodernen Welt und im Kontext einer massiv einsetzenden Globalisierung wurden im Hinblick auf Weiss' Text diskutiert. Mit dem Ende des zweiten deutschen Staates und der staatssozialistischen Regime wurden auch die Grundlagen solcher Diskus­sionen in einschneidender Weise verändert. Die Beschäftigung mit Weiss' Text verla­gerte sich in die Schreibstuben der Germanisten, während in der kulturellen Öffentlichkeit das Interesse an dem Roman deutlich abnahm. Auch in der ostdeutschen Diskussion der Nach-Wende-Zeit konnte der fulminante Text nicht die Funktion übernehmen, die mancher ihm gern zugewiesen hätte. Im 1992 gegründeten Peter Weiss Jahrbuch wurde die Diskussion um den Roman auf einem beachtlichen Niveau weiter geführt, ohne dass sich etwas an dem man­gelnden Interesse einer breiteren Öffentlichkeit änderte. Peter Weiss wurde in den letzten Jah­ren weitgehend als der Autor des Marat/Sade und der Ermittlung wahrgenommen, und im Jahre 2003 stieß die Veröf­fentlichung des Nachlass-Dramas Inferno aus dem Divina Comedia-Komplex nur auf ein vergleichsweise geringes Interesse. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung laden wir zu einer Bestandsaufnahme fünfund­zwanzig Jahre nach Erscheinen des dritten Bandes der Ästhetik des Widerstands ein. Dabei stellen sich aus unserer Sicht vor allem folgende Fragen: Hat die Ästhetik des Widerstands in unserer heutigen Welt, die durch die Folgen der Globalisierung und das Vorherrschen einer aggressiven neo­liberalen Politik gekennzeichnet ist, nur noch einen historischen Charakter? Gibt es Anknüp­fungspunk­te zwischen dem Roman und den Anliegen und Interessen einer postmodernen Gesellschaft? Gibt es Berührungspunkte mit aktuellen Forschungsinteressen, die sich auf die Darstellung von Körperlichkeit und Gewalt, auf die Frage eines Gedächtnisses der Shoah, auf die Bedeu­tung interkultureller Konstellationen, auf die Relevanz von Gender-Konzepten in der Be­schreibung historischer Erfahrung, auf die Interdependenz von Narration und Historie bezie­hen? Welches Bild des Romans ergibt sich aus poststrukturalistischer, kultur­wissenschaftli­cher, feministischer und postkolonialistischer Perspektive sowie im Hinblick auf die Diskus­sionen um eine Politik des historischen Gedächtnisses, das heißt: Welchen Stellenwert ge­winnt der Roman in der augenblicklichen methodischen Ausrichtung der Literaturwissen­schaft und Ästhetik? Lässt sich die Ästhetik des Widerstands womöglich als Korrektiv für eine Kulturwissenschaft verstehen, die Fragen nach den mate­riellen und Herrschaftsverhältnissen immer weniger Beachtung schenkt? Oder ist Weiss' Ro­man aus heutiger Sicht selbst nur ein untrügliches Symptom für das Scheitern sozialistischer Utopien und engagierter Kunst? Welche neuen Lesarten, welche Lektüren können heute noch als produktiv gelten? Diese und ähnliche Fragen möchten wir sowohl mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft­lern diskutieren, die sich bereits in den 1980er Jahren mit Peter Weiss und seinem opus magnum beschäftigen, als auch mit solchen, die in den letzten Jahren fundierte Forschungsbeiträge geliefert haben. Auch Schriftsteller, die sich entweder in Texten mit Peter Weiss auseinander gesetzt haben oder die in seinem Sinne eine Verbindung von politischem Engagement und ästhetischem Anspruch anstreben, möchten wir zu der ge­planten Bestandsaufnahme und aktualisierenden Relektüre der Ästhetik des Widerstands einladen. Die Beiträge werden in einem Tagungsband publiziert.

StichwörterPeter Weiss; Ästhetik des Widerstands; DDR; Arbeiterbewegung; Postmoderne
Webseite des Projektshttp://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/germanistik/lehrende/birkmeyer_j/inhaltsverzeichnis_25_jahre___dw.pdf

Projektleitung der Universität Münster

Birkmeyer, Jens
Germanistisches Institut - Abteilung: Literatur- und Mediendidaktik