Forschungsgegenstand des Projektes sind die vielfältigen Leistungsbezüge der familiären Religiosität im Alten Israel für Schutz, Bewahrung und Fortbestand der Familie, insbesondere in Situationen existentieller Bedrohung, wie Krankheit, Tod, Geburt, Kinderlosigkeit, göttlicher und dämonischer Heimsuchung, Hunger und Dürre. Die familiäre Frömmigkeit im Alten Vorderen Orient ist zwar hinsichtlich ihrer 2 Leistungsbezüge relativ stabil, jedoch unterliegt auch die familiäre Religion im Alten Israel in Hinblick auf das ihr zugrunde liegende Symbolsystem und ihren Ausdrucksformen einem stetigen Wandel. In diachroner Hinsicht wird daher die Entwicklung von den Familiengöttern der fortgeschrittenen vorstaatlichen Zeit, über ihre Astralisierung unter syrisch/mesopotamischen Einfluss und dem damit einhergehenden Synkretismus im 8.-7. Jh. bis hin zu ihrer Einbindung in die offizielle Religion Israels in der deuteronomischen Literatur zu untersuchen sein. Neben der Untersuchung der textlichen Befunde sollen hierbei die archäologischen Quellen, Haus- und Grabinventare mit Terrakotten, Modellmöbeln und anderem keramischen Gerät, Amulette etc., ausgewertet werden. Die Auswertung sowohl der textlichen als auch der archäologischen Befunde verspricht, das Phänomen familiärer Religion im Alten Israel differenzierter fassen zu können, als es in den bisherigen Arbeiten, die sich primär auf die textliche Evidenz gestützt haben, der Fall gewesen ist. Religionsgeschichtlich ist festzustellen, daß sich die Strukturen und Praktiken familärer Religion und ihre Leistungsbezüge im Alten Israel der vorexilischen Zeit kaum von denen seiner ostmediterranen Umwelt unterscheiden. Erst mit dem Exil gewann die israelitische Religion ihr eigenes Profil. Aber auch die (früh-)jüdische familiäre Religion der persischen und hellenistischen Zeit hat wesentliche Elemente und Strukturen ihrer vorexilischen Prägung erhalten und stark auf das religiöse Symbolsystem der nachexilischen „offiziellen" Religion eingewirkt. Zusammenfassend läßt sich aus unserer Sicht feststellen, daß das Gesamtziel des Projektes, eine Geschichte der familiären Frömmigkeit und der Wandlungen des familiären religiösen Symbolsystems im Alten Israel im Rahmen des Paradigmas des religionsinternen Pluralismus gelungen ist und die Projektziele mehr als erreicht worden sind.
Albertz, Rainer | Exzellenzcluster 2060 - Religion und Politik. Dynamiken von Tradition und Innovation Centrum für Geschichte und Kultur des östlichen Mittelmeerraumes (GKM) |
Albertz, Rainer | Exzellenzcluster 2060 - Religion und Politik. Dynamiken von Tradition und Innovation Centrum für Geschichte und Kultur des östlichen Mittelmeerraumes (GKM) |
Schmitt, Rüdiger | Historisches Seminar Centrum für Geschichte und Kultur des östlichen Mittelmeerraumes (GKM) |