Themenheft "Der Deutschunterricht" zu Alexander Kluge Herausgeber: Jens Birkmeyer (Münster), Torsten Pflugmacher (Mainz), Ulrike Weymann (Mainz) Erscheinungstermin: Juni 2012

Grunddaten zu diesem Projekt

Art des ProjektesEigenmittelprojekt
Laufzeit an der Universität Münster01.06.2012

Beschreibung

Die thematischen Schwerpunkte umfassen vor allem diese Aspekte: GESCHICHTE VERSUS GESCHICHTEN: Faktizität/Fiktionalität; Historiographie/Narration; Narrationsformen und Erzählformen Thema TSCHERNOBYL FERNSEHARBEIT (die Kurzfilme) LEBENSLÄUFE: Krieg und Nationalsozialismus, Wissen und Aufklärung FINANZKRISE (Fragestellung auf Kluge zugespitzt) FRAGEN LERNEN LEHREN / DIALOGISCHES ERZÄHLVERFAHREN INTERMEDIALES ERZÄHLEN / HÖRVERSTEHEN / TEXTVERSTEHEN KÄLTE / KOOPERATION / UTOPIE Im kommenden Jahr wird Alexander Kluge achtzig Jahre alt. In den vergangenen zehn Jahren ist er wie kaum ein anderer deutscher Autor literarisch und medial produktiv gewesen, allein die Zahl seiner neuen Kurzprosatexte dürfte vierstellig sein. Neben den drei Großwerken Chronik der Gefühle (2000), Die Lücke, die der Teufel läßt (2003) und Tür an Tür mit einem anderen Leben. 350 neue Geschichten (2006) sowie neuerdings Das Bohren harter Bretter. 133 neue Geschichten (2011) gibt es eine Reihe kleinerer Prosasammlungen zur Geschichte des Kinos, zur Liebe u.v.m. Daneben hat er zahlreiche Interviewbände publiziert, seine Fernsehsendungen wurden transkribiert und veröffentlicht. Mittlerweile sind sie auch als DVDs mit verschiedenen thematischen Schwerpunktsetzungen auf dem Markt. Es gibt kaum einen bedeutenden Preis für Autoren und Medienschaffende, den Kluge in den letzten Jahren nicht erhalten hat. Kurz und gut: In der Auseinandersetzung mit dem aktuellen Kulturgeschehen, aber auch mit der deutschen Fernseh- und Filmgeschichte kommt man an Alexander Kluge als Schriftsteller, Fernsehproduzent und Vertreter des Neuen Deutschen Films, den er theoretisch und praktisch (weiter-)entwickelt hat, nicht vorbei. Umso erstaunlicher ist, dass Kluge in der Deutschdidaktik bisher keine nennenswerte Resonanz gefunden hat. Eventuell ist dieser Umstand darauf zurückzuführen, dass Alexander Kluge kein leichter Vermittler ist, sein häufig durchaus didaktisches Anliegen nicht vordergründig ersichtlich und lehrhaft vermittelt, sondern über Umwege erschlossen werden muss. Zu fragen ist also, wie das Verhältnis von Lernen, Lehren, Vermittlung aussieht. Was bedeutet „Verstehen“ bei Kluge? Bei vielen seiner kurzen und Kürzestgeschichten benötigt der Leser viel historisches Wissen, um überhaupt die Voraussetzung des Verstehens zu erfüllen. Wie wäre dieses (Kurzgeschichten-)Material im Unterricht einzusetzen? Häufig erscheint es überhaupt fraglich, ob eine Verstehen suchende Informationsentnahme überhaupt eine geeignete Lesestrategie für seine Texte ist. In den Texten selbst treten Versehen suchende Instanzen auf, die an dieser Herausforderung und/oder der Kommunikation miteinander scheitern. Andere Texte thematisieren gesellschaftliche und politische Herausforderungen der Gegenwart (Irakkrieg, Tschernobyl, Finanzkrise etc.) und erlauben damit eine vergleichende Perspektive zwischen seiner Autorenpoetik und den Montageeffekten unseres alltäglichen Nachrichtenkonsums in den Medien herzustellen. Dies macht den Autor und Filmemacher Kluge zunächst zu einem sperrigen Gegenstand für den Deutschunterricht. Gleichwohl liegt darin und in den ungewöhnlichen Themenkomplexen der Reiz, ihn Deutschlehrenden aufzuschließen, ohne ihn voreilig vermittelbar erscheinen zu lassen.

StichwörterAlexander Kluge; Deutschunterricht; Geschichte; Narration; Fernseharbeit; Lebensläufe; Finanzkrise; Intermedialität
Webseite des Projektshttps://www.friedrich-verlag.de/data/EA137E35BC305BD1C8C8236E64B75908.0.pdf

Projektleitung der Universität Münster

Birkmeyer, Jens
Germanistisches Institut - Abteilung: Literatur- und Mediendidaktik