Ziel des fachübergreifenden Verbundprojekts „Kulturen der Gerechtigkeit. Normative Diskurse im Transfer zwischen Westeuropa und Russland“ ist es, Formen diskursiver Artikulation von Gerechtigkeitsvorstellungen und Weisen ihrer Einbettung in einen Kulturzusammenhang zu untersuchen. Dabei wird akzentuiert, dass die kulturellen Kontexte von Gerechtigkeitsvorstellungen sowie von deren Institutionalisierung nicht autark sind, sondern sich in Prozessen ständiger Wechselwirkung bzw. Übersetzung befinden. Dieses Feld kultureller Leistungen, das zwischen den allgemeinen Prinzipien der Gerechtigkeit und den normativen Systemen ihrer Verwirklichung besteht und sie vermittelt, wird im Verbundprojekt anhand des Kulturtransfers zwischen Westeuropa und Russland untersucht. Dieser Transfer konstituiert in der Geschichte und der Gegenwart einen wichtigen Bestandteil des Selbstverständnisses Europas. Die Zielsetzung des Projekts hat eine interdisziplinäre und zugleich interkulturelle Ausrichtung. Es thematisiert die in einer interkulturellen Kommunikation stattfindenden Transferprozesse, aber auch die darin auftretenden Probleme und Missverständnisse, und stellt damit die Übersetzungs- sowie Vergegenwärtigungskompetenz der Kulturwissenschaften heraus. In dieser Hinsicht leistet das Projekt einen Beitrag zur Entwicklung der interkulturellen Diskurse in einer globalisierten Welt. Es stellt Russland ins Zentrum, um europäische Diskurszusammenhänge in ihrer Ost-West-Differenz in Geschichte und Gegenwart für das heutige Verstehen von kultureller Andersartigkeit aufzuschlüsseln. Das Projekt betrachtet die Differenz nicht als Grundlage antagonistischer Entwürfe, sondern als Pluralität europäischer Diskurse, die ihre historische Wirkmächtigkeit bis in die Gegenwart entfalten.
Bremer, Thomas | Professur für Ökumenik und Friedensforschung (Prof. Bremer) |
Bremer, Thomas | Professur für Ökumenik und Friedensforschung (Prof. Bremer) |
Mühl, Christoph | Abteilung II: Ökumenik, Ostkirchenkunde und Friedensforschung |