Projektskizze: Das vom Institut für Erziehungswissenschaft bewilligte Kleinprojekt steht in Verbindung mit dem laufenden Dissertationsprojekt zu Demetrius Augustinus von Gallitzin (1770-1840), einem katholischen Priester, Missionar und Bildungspionier, der ab 1792 in Pennsylvania in den Vereinigten Staaten von Amerika wirkte. Er entstammte der alten, einflussreichen russischen Fürstenfamilie Gallitzin - Golicyn, Голицын -, verbrachte jedoch den größten Teil seiner Kindheit und Jugend im Fürstbistum Münster und der Ägide des Franz von Fürstenberg, Bernard Overberg und seiner Mutter Amalia von Gallitzin. Als Missionar in Pennsylvania unterhielt Demetrius von Gallitzin zahlreiche Briefwechsel nach Europa, die exemplarisch für den seit Anfang des 18. Jahrhunderts expandierenden transatlantischen Informations-, Meinungs- und Wissensaustausch stehen, der sich insbesondere durch den Transfer von religiösen, gelehrte und auch pädagogischen Schriften auszeichnete. Seine bildungsgeschichtliche Relevanz entfaltet das Forschungsvorhaben auch vor dem Hintergrund der in diesem transatlantischen Bildungsraum wirksamen Katholischen Aufklärung, deren Erforschung zurzeit international vorangetrieben und nachgefragt wird (vgl. U. L. Lehner, Catholic Enlightenment. The Forgotten History of a Global Movement, 2016). Während ein Teil der Briefwechsel von und über Gallitzin in den deutschen, US-amerikanischen, österreichischen und vatikanischen Archiven bereits ausfindig gemacht und erschlossen werden konnte, wurde noch kein Versuch unternommen, die umfangreichen Akten der Gallitzin-Bestände in den historischen Archiven Russlands zu ermitteln und auszuwerten. Erste Funde belegen, dass dort Briefwechsel vorhanden sind, einerseits in der Familienkorrespondenzen, andererseits auch diplomatische und politische Korrespondenzen über das Wirken Demetrius von Gallitzins in Amerika (vgl. N. Baškina (Hg.), Rossija i SŠA stanovlenie otnošenij, 1980). Russland leistete deutliche Impulse zur europäisch-nordamerikanischen Aufklärungsbewegung (vgl. Michael Schippan, Die Aufklärung in Russland im 18. Jahrhundert, 2012). Insbesondere der russische Hof in St. Petersburg stellte ein für die gesamte europäische Bildungs-, Kultur- und Wissenschaftsgeschichte bedeutsames Innovationszentrum. In diesem Bildungsraum im Zeitalter der Aufklärung - Prosveščenija - wirkte auch die Fürstenfamilie Golicyn/Gallitzin federführend mit. Das aus Mitteln des Instituts für Erziehungswissenschaft geförderte Kleinprojekt zielt darauf ab, die Archivbestände zu Demetrius von Gallitzin ausfindig zu machen und damit für das laufende Dissertationsprojekt nutzbar zu machen. Dafür wurden im Vorfeld die maßgeblichen Archivbestände in drei Archiven in Moskau ermittelt. Durch die zunehmende Digitalisierung der Findbücher und Archivbestände kann das Kleinprojekt von Münster aus durchgeführt werden. Archive: Российский государственный архив древних актов, Russisches Staatliches Archiv für altertümliche Dokumente (RGADA), Moskau Архив внешней политики Российской империи, Archiv für Auswärtige Angelegenheiten des Russischen Reiches (AVPRI), Moskau Государственный архив Российской Федерации, Staatliches Archiv der Russischen Förderation (GARF), Moskau Das Kleinprojekt wurde mit freundlicher Unterstützung des Deutschen Historischen Instituts (DHI) in Moskau durchgeführt.
Oberdorf, Andreas | Institut für Erziehungswissenschaft (IfE) |
Marx, Esther | Institut für Erziehungswissenschaft (IfE) |