Das Ziel des Forschungsprojekts liegt in der Untersuchung der Entstehung und Entwicklung delinquenter bzw. devianter Handlungsstile sowie deren Kontrollbedingungen bzw. Kontrollprozesse im Längsschnitt. Der theoretische Zugang führt zu einer Verbindung zwischen handlungstheoretischen und systemtheoretischen Konzepten. Handlungstheoretisch soll auf der Grundlage eines dynamischen Mehrebenenmodells untersucht werden, inwieweit sozialstrukturelle Aspekte situationsspezifisch über individuelle Verhaltensorientierungen zu bestimmten delinquenten und abweichenden Verhaltensweisen führen, wie stark die Beziehung zwischen den kontextspezifischen individuellen Gewalthandlungen und den aggregierten Kriminalitätsraten ist und welche Bedeutung sozialräumliche Segretationsprozesse in diesem Zusammenhang haben. Systemtheoretisch soll die operative Eigendynamik der sozialen Kontrolle und deren Effekte auf die sich wiederholenden Muster krimineller Handlungen geprüft werden. Hiermit wird auch eine theoretisch angemessenere Erklärung der immer wieder berichteten Differenz zwischen Hell- und Dunkelfeldinformationen angestrebt. Der methodische Zugang erfordert ein für diesen theoretischen und inhaltlichen Kontext in Deutschland zum ersten Mal geplanten kohortenspezifisches Längsschnittdesign, das in zwei westdeutschen Städten mit unterschiedlicher Größe und Sozialstruktur umgesetzt werden soll. Die durch wiederholte Schülerbefragungen erhobenen Längsschnittinformationen (Paneldaten) sollen sowohl die Analyse von Ursache-Wirkungsbeziehungen zwischen den zentralen Untersuchungsvariablen (einschließlich möglicher Rückkopplungsprozesse) als auch die Analyse von Stabilität und Veränderung der individuellen Kriminalitätsrate ermöglichen.
Boers, Klaus | Professur für Kriminologie (KR4) |
Boers, Klaus | Professur für Kriminologie (KR4) |