Geschlechterverhältnisse in autoritären Systemen

Grunddaten zu diesem Projekt

Art des ProjektesGefördertes Einzelprojekt
Laufzeit an der Universität Münster01.01.2013 - 30.06.2015

Beschreibung

Trotz weltweiter Demokratisierungsprozesse gehören autokratische und hybride Regierungssysteme nach wie vor zur politischen Realität. So werden aktuell ein Viertel aller Staaten und ein Drittel der Weltbevölkerung in Form von Monarchien, Präsidialautokratien, Familienautokratien, Militärjuntas sowie semi-demokratischen Systemen entweder autoritär oder begrenzt bzw. defizitär demokratisch regiert. Vor dem Hintergrund der politischen Konsistenz von Autokratien setzt sich die politikwissenschaftliche Forschung gegenwärtig verstärkt mit den Strukturen und Institutionen autoritärer Systeme, ihren Kerneigenschaften, Funktionslogiken sowie deren Systemerhaltungsmechanismen auseinander. Den Auswirkungen für gesellschaftliche (Geschlechter-)Verhältnisse und deren systemerhaltender Funktion kommt dabei kaum eine Bedeutung zu. Weder aus einer genuin politikwissenschaftlichen noch aus einer feministisch-politikwissenschaftlichen Perspektive ist bislang die Frage nach dem konstitutiven Zusammenhang zwischen Autokratien sowie defekten Demokratien und der Festschreibung von Geschlechterverhältnissen als gesellschaftlichen Machtverhältnissen gestellt und systematisch erforscht worden. Dieses Forschungsdesiderat stellt ein wesentliches Hemmnis fur den Entwurf erfolgreicher Menschenrechts- und Gleichstellungsprojekte in der europäischen Politik und internationalen Zusammenarbeit dar. Auf der Grundlage einer Erweiterung der Autokratieforschung unter dem Aspekt von Geschlecht zielt das Forschungsprojekt auf die systematische Analyse des Zusammenhangs zwischen Autokratien und der Festschreibung und Konstituierung von Geschlechterverhältnissen als gesellschaftliche Machtverhältnisse in theoretischer wie auch empirischer Hinsicht. Im Fokus des geplanten Projekts steht die Untersuchung der Interdependenz von autoritären und bedingt demokratischen politisch-gesellschaftlichen Strukturen und Geschlechterverhältnissen insbesondere mit Blick auf die Auswirkungen und Folgen für die politische, soziale und ökonomische Stellung von Frauen. Konkret geht es um die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Autokratien sowie hybriden politischen Systemen und der Festschreibung von Geschlechterverhältnissen als gesellschaftliche Machtverhältnisse, die nachhaltig eine gesellschaftliche Demokratisierung verhindern, indem sie eine umfassende Teilhabe von Frauen am öffentlichen Leben systematisch behindern bis gänzlich verunmöglichen. Aus empirischer Sicht steht daher die Frage nach dem Regime-Einfluss als institutionalisierter gesellschaftspolitischer Kontext auf die Teilhabe von Frauen am öffentlichen Leben in den Sektoren Wirtschaft, Wissenschaft und Politik im Zentrum. Hierbei werden die politisch-institutionellen Kontextbedingungen als unabhängige und die Möglichkeit der Teilnahme bzw. die Chancenstruktur von Frauen als abhängige Variable konzeptionalisiert. Darüber hinaus soll untersucht werden, inwiefern Transitionsprozesse und Prozesse des Systemwandels, wie bspw. die Transformation eines autoritären Systems in ein demokratisches, mit Neuaushandlungen der Geschlechterverhältnisse einhergehen. Durchgeführte und laufende Aktivitäten: 1. Schwerpunktheft Femina Politica Herausgabe eines Schwerpunktheftes in der Femina Politica. Zeitschrift für feministische Politik-Wissenschaft zum Thema: Falsche Sicherheiten. Geschlechterverhältnisse in autoritären Regimen. Femina Politica. Heft 1/2012, 21. Jg. (Prof'in Dr. Gabriele Wilde und Dr. Silke Schneider). 2. Panel / Sektion Vergleichende Politikwissenschaft Organisation und Durchführung eines Panels auf der Jahrestagung der Sektion Vergleichende Politikwissenschaft der DVPW am 31.3.2012 in Marburg zum Thema: Autoritarismus: „Reloaded" oder hinfällig? Zur Retraditionalisierung von Geschlechterverhältnissen in autoritären Regimen (OrganisatorInnen/ReferentInnen: Prof.'in Dr. Gabriele Wilde, Prof.'in Dr. Annette Zimmer, Stefanie Friedrich M'phil., Katharina Obuch M'phil., Dr. Eva Katharina Sarter, Dr. Silke Schneider). 3. Vernetzung/ Projektvorstellung: Vortrag auf der Jahrestagung des Netzwerks Frauen- und Geschlechterforschung NRW (Thema der Tagung: "Gender Studies an nordrhein-westfälischen Hochschule, vom 30.11.2012-01.12.2012) von Prof.'in Gabriele Wilde zum Thema "Geschlechterverhältnisse in autoritären und hybriden Regimen". 4. "Autoritarismusforschung aus Geschlechterperspektive" (Prof.'in Dr. Gabriele Wilde). Vortrag im Rahmen des Panels Autoritarismus: „Reloaded" oder hinfällig? Zur Retraditionalisierung von Geschlechterverhältnissen in autoritären Regimen auf der Jahrestagung der Sektion Vergleichende Politikwissenschaft der DVPW am 31.3.2012 in Marburg. 5. Forschungsantrag: Bewilligt vom Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes NRW im Rahmen des Landesprogramms für geschlechtergerechte Hochschulen / Programmstrang Genderforschungsförderung. 6. Vernetzung / Projektvorstellung: Auf der Jahrestagung des Netzwerks Frauen- und Geschlechterforschung NRW mit dem Titel „Zukunftsfragen und Genderforschung - Ein interdisziplinärer Forschungsdialog" im November 2013 stellten Prof.‘in Dr. Gabriele Wilde und Prof.‘in Dr. Anette Zimmer den Forschungsschwerpunkt „Geschlechterverhältnisse in autoritären und hybriden Regimen" im Panel „Partizipation, Macht und Zukunft" vor. Katharina Obuch (M.A.) veranschaulichte mit ihren Forschungen in Nicaragua die ersten Ergebnisse und Trends des Projekts. Insgesamt fokussierte die Tagung die Frage nach dem Potenzial der Geschlechterforschung im Hinblick auf gesellschaftliche Herausforderungen und Zukunftsfragen. 7. Publikation Obuch, Katharina/ Sandhaus, Jasmin/ Wilde, Gabriele/ Zimmer, Annette (2013): "Alles verändert sich, damit es bleibt, wie es ist. Erste Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt "Geschlechterverhältnisse in autoritären und hybriden Regimen" am Fallbeispiel Nicaragua. In: Journal des Netzwerks Frauen und Geschlechterforschung NRW, Nr. 33, S. 48-52. 8. "Die tunesische Verfassung zwischen demokratischem Anspruch und Verfassungsrealität" (Prof'in Dr. Gabriele Wilde). Vortrag auf der Jahresversammlung des Vereins tabarka.ev Wuppertal am 7.4.2014. 9. Panel auf der ISTR Konferenz: 'Civil Society and the Citizen' Organisation und Durchführung eines Panels auf der 11. Konferenz der International Society for Third-Sector Research (ISTR) vom 22.-25. Juli 2014 in Münster zum Thema: „Barefoot and Pregnant: Towards the End of Civil Society? Gender in Authoritarian Regimes" (Chairs: Prof.'in Dr. Gabriele Wilde, Prof.'in Dr. Annette Zimmer; ReferentInnen: Prof.'in Dr. Angelika von Wahl, Prof.'in Dr. Joyce Mushaben; Katharina Obuch M.Phil. und Alexia Duten M.A.; Discussant: Dr. Eva Maria Hinterhuber).

StichwörterAutoritarismus; Geschlecht; Religion
Webseite des Projektshttp://www.uni-muenster.de/ZEUGS/projekte/geschlaechterverhaeltnisse.html
Mittelgeber / Förderformat
  • Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen (MKW NRW)

Projektleitung der Universität Münster

Wilde, Gabriele
Professur für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt der Theorie und Politik von Geschlechterverhältnissen (Prof. Wilde)
Zimmer, Annette
Professur für Deutsche und Europäische Sozialpolitik und Vergleichende Politikwissenschaft (Prof. Zimmer)

Antragsteller*innen der Universität Münster

Wilde, Gabriele
Professur für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt der Theorie und Politik von Geschlechterverhältnissen (Prof. Wilde)
Zimmer, Annette
Professur für Deutsche und Europäische Sozialpolitik und Vergleichende Politikwissenschaft (Prof. Zimmer)