Die Iu Mien, eine ethnische Kategorie im südostasiatischen Massiv, waren jahrhundertelang Marginalisierungen und Konflikten ausgesetzt: von Zusammenstößen mit den chinesischen Dynastien bis hin zur modernen Kriegsführung während des Indochina-Kriegs. Sie reagierten mit ausgedehnten Wanderungen, die sie von ihrem Ursprungsgebiet in China nach Vietnam, Laos, Thailand und in jüngster Zeit in die USA, nach Kanada und Frankreich zerstreuten. Trotz dieser Entwicklungen zeigten Gesellschaft und Religion der Iu Mien eine außergewöhnliche Widerstandsfähigkeit. Diese bringt jedoch kein hartnäckiges Beharren auf „eigene" Traditionen oder soziale Isolation mit sich. Im Gegenteil, die Iu Mien nahmen Praktiken, Objekte, Personen, Ideen und Wertvorstellungen von außerhalb auf und integrierten sie in ihr eigenes kulturelles Repertoire. Die Tatsache, dass solche erzwungenen Umsiedlungen nicht zu destruktiven kulturellen Veränderungen, sondern zu kreativen Integrations- und Anpassungsprozessen führten, wirft die Frage auf, welche Anpassungsmechanismen dies ermöglichen. In diesem Kontext ist die Rolle der Ritualexperten der Iu Mien von entscheidender Bedeutung. Dieses Projekt zielt darauf ab, diese Anpassungsprozesse zu identifizieren und zu analysieren sowie die Rolle zu untersuchen, die die Experten für Rituale beim Einschluss bzw. Ausschluss von „Modernität" und „Lokalität" spielen, indem sie ihre Gemeinschaften der jeweils aktuellen Lage anpassen, während sie gleichzeitig ihre Identität und Traditionen bewahren.
Platenkamp, Josephus | Professur für Ethnologie (Prof. Platenkamp) |
Platenkamp, Josephus | Professur für Ethnologie (Prof. Platenkamp) |
Estévez, Joseba | Institut für Ethnologie |