Utopisches Denken und pseudoreligiöse Heilserwartungen werden oft in einen Zusammenhang mit der politischen Gewalt radikaler politischer Massenbewegungen und Diktaturen im 19. und 20. Jahrhundert gebracht. Dies gilt vor allem für den Bolschewismus und Nationalsozialismus, aber auch für neomarxistische Bewegungen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der Entwurf eines „Gegenbildes von einer gereinigten Welt“ zusammen mit der „Anwendung eines Heilsvokabulars“ (Joachim Fest) und der Vorstellung von einem neuen Menschen werden als zentrale Inhalte utopischen Bewusstseins genannt. Das Spannungsverhältnis von utopischer Zukunftsvision und depravierter, krisenhafter Gegenwart mündet nach dieser Deutung in eine verstärkte Gewaltbereitschaft.
Thamer, Hans-Ulrich | Historisches Seminar |
Thamer, Hans-Ulrich | Historisches Seminar |
Demiriz, Sara-Marie | Historisches Seminar |