Artaxata war die Hauptstadt des armenischen Königreichs der Artaxidendynastie. Gegründet durch Artaxias I. (189-160 v. Chr.) entwickelte es sich in hellenistischer Zeit zu einer bedeutenden Metropole. Die antike Stadt wurde rund 10 km südlich des heutigen Artaschat auf den Hügeln beim Kloster Khor Virap lokalisiert. Bisher wurde im Stadtgebiet in den 1970er und 1980er Jahren nur punktuell gegraben. Die durch die armenische Akademie der Wissenschaften durchgeführten Arbeiten dienten der topographischen aber auch der chronologischen Erfassung des Stadtgebietes und widmeten sich der Erforschung der Fortifikation, der Nekropolen und der Wohnbebauung. Die Chronologie der Stadt deckt sich bisher weitestgehend mit der literarischen Überlieferung zur Geschichte Artaxatas. Fragen nach der Basileia, den Kulten und der Ausgestaltung der Unterstadt wurden bislang nicht ausreichend beantwortet. Die Kenntnis von Artaxata bleibt somit unbefriedigend und wichtige Fragen zur Urbanistik, das kulturelle Profil der Stadt im Hellenismus und Fragen der Epochengrenzen und –bezeichnungen offen. So ist zu klären, wie lange der "Hellenismus" in Armenien andauerte und inwiefern Vorgänge der "Romanisierung" hier kulturgeschichtlich fassbar sind.Ziel des Projektes, in dessen erster Projektphase 3 Jahre Förderung beantragt werden, ist es, im Bereich von Hügel XIII und der Unterstadt die Urbanistik und die materielle Kultur der Stadt Artaxata von der hellenistischen Gründung bis in die nachchristlichen Jahrhunderte zu erforschen und somit zu einer kulturgeschichtlichen Einordnung der Stadt zu beizutragen. Darüber hinaus soll durch dieses Kooperationsprojekt die wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Armenien vertieft werden.Im Zentrum der Feldarbeit steht der Hügel XIII, der von uns im Jahre 2018 prospektiert und mit einer Sondage untersucht wurde. Er liegt im Übergangsbereich von der Oberstadt (Hügel I-XII) zur Unterstadt und befindet sich in unmittelbarer Nähe zum vermuteten Palastbezirk auf Hügel II. Die Geophysikalische Prospektion hat vielversprechende Ergebnisse geliefert. So sind auf Hügel XIII im Magnetogramm größere rechteckige Baustrukturen erkennbar. Die auf diesem Hügel angelegte Sondage hat Kulturschichten zutage gebracht, die als Überreste von Lehmziegelarchitektur zu deuten sind. Unmittelbar südlich an den Hügel XIII anschließend befindet sich nach Auswertung der Geomagnetik ein monumentales Gebäude, eine Art "Villa". Südwestlich dieser Struktur lässt sich zudem eine rund 100 m lange "Halle" ausmachen. Zwischen "Halle" und "Villa" zeichnet sich vermutlich der Verlauf einer antiken Straße ab. Anomalien im Norden und Süden des Untersuchungsgebietes können womöglich als Aquädukt (Norden) und als altes Flussbett (Süden) gedeutet werden. Der Fokus der ersten Förderphase soll auf der Ausgrabung der Baustrukturen auf Hügel XIII und der "Villa" liegen. Zudem sind Sondagen im Bereich der vermuteten Straße und des möglichen Aquäduktes vorgesehen.
Lichtenberger, Jan Achim | Professur für Klassische Archäologie (Prof. Lichtenberger) Exzellenzcluster 2060 - Religion und Politik. Dynamiken von Tradition und Innovation |
Lichtenberger, Jan Achim | Professur für Klassische Archäologie (Prof. Lichtenberger) |