20 Jahre Forschung zur Diffusion von internationalen Normen hinterfragen ein lineares Verständnis von Normdynamiken. Debatten zur Lokalisierung und Übersetzung von Normen, Kontestation, Clustern und Agency, aber auch zu Emanzipation, Macht und der Situiertheit von Forschenden haben einen umfangreichen Wissensbestand über Diffusionsdynamiken produziert. Fragen wie, was Normen sind, wie Diffusion funktioniert und wie derartige Prozesse zu erforschen sind, konnten damit differenzierter beantwortet werden. Gleichzeitig stellen diese Entwicklungen die Normenforschung vor konzeptionelle und analytische Herausforderungen: Dass Diffusionsdynamiken nicht innerhalb klar identifizierbarer Hierarchien, Phasen oder Handlungsebenen verlaufen, konfrontiert Forschende mit der Schwierigkeit, die empirischen Gleich- oder Ungleichzeitigkeiten sowie räumliche und zeitliche Überlappungen von Normenumsetzungen zu erfassen. Zunehmende Unmittelbarkeiten zwischen Normentstehung und -adaption, horizontale und vertikale Verschränkungen von Zuständigkeiten sowie temporäre Akteurskonstellationen und -rollen haben Implikationen für die Konzeptualisierung wie auch empirische Erforschung von Umsetzungsprozessen. Angesichts dieser Komplexität möchten wir den Blick darauf lenken, was zwischen formeller Implementation und konkreter Umsetzung auf miteinander gekoppelten Ebenen und Räumen empirisch passiert. Konzeptionell stellt sich die Frage, welche Perspektiven zu einem besseren Verständnis komplexer Dynamiken der Normumsetzung beitragen können. Dabei diskutiert der Workshop insbesondere folgende Aspekte als Implikationen dieser zunehmenden Komplexität von Normumsetzungen.
Graf, Antonia | Juniorprofessur für Global Environmental Governance (Prof. Graf) |
Graf, Antonia | Juniorprofessur für Global Environmental Governance (Prof. Graf) |
Stockmann, Nils | Institut für Politikwissenschaft (IfPol) |