Die Untersuchung rückt den bedeutenden Pietisten Gottfried Arnold (1666-1714), der von der Forschung vor allem als Kirchenhistoriker, Dichter und radikaler Separatist wahrgenommen worden ist, als Pastoraltheologen und Pfarrer in den Blick. Dabei werden seine Überlegungen zur geistlichen Konstitution des Pfarrers ebenso berücksichtigt wie seine pastorale Praxis, v.a. seine Predigten, Sakramententheologie, Seelsorge und Katechetik. In direktem Umfeld des Projekts sind mehrere Nebenprojekte geplant: Calixt, Arnold, Dippel - zur Transformation des consensus antiquitatis im 17. und 18. Jahrhun-dert (basierend auf dem Vortrag Church History as a History of Decay - Gottfried Arnold's (1666-1714) Historiography as Refutation auf der interdisziplinären Tagung Claiming History, Rom 24./25.10.2019) Vom Nutzen der Kirchengeschichte für die Predigt - homiletische Überlegungen zum Ort der Kirchengeschichte im Prozess der Predigterschließung anhand predigtgeschichtlicher Be-obachtungen bei Martin Luther, Johann Gerhard und Gottfried Arnold (basierend auf einem Vortrag auf der interdisziplinären Tagung Predigt als Bibelauslegung - Praktische Hermeneutik in the-oretischen Perspektiven, München 22./23.11.2019) Meister der Heterotopie? Zu interkonfessionell gespiegelten Argumentationsfiguren bei Gott-fried Arnold (1666-1714) (basierend auf einem Vortrag im Ökumenischen Arbeitskreis der Wis-senschaftlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der evangelisch- und katholisch-theologischen Fakultäten Münster, Münster 5.6.2019) Steht Ignatius von Loyola an der Wiege des reformierten Pietismus? Zu Parallelen zwischen Jean de Labadies Manuel de Pieté und den jesuitischen Exerzitien „Reiß dich von der Sünde los!" - zur Auflösung der Sündenlehre im katholischen Quietismus des 17. Jahrhunderts und deren Rezeption im radikalen Pietismus Zudem ist ab dem SoSe 2020 ein kirchengeschichtlicher think tank mit Beteiligung von Theologiestudierenden der Evangelisch-Theologischen Fakultät unter der Überschrift Pietismus und Barock - Zwischen Nähe und Abgrenzung geplant, in dem - im Sinne des hochschuldidaktischen Paradigmas des forschenden Lernens - Studierenden im fortgeschrittenen Semester die Möglichkeit zu eigenständiger kirchenhistorischer Forschung im Austausch mit etablierten Forscherinnen und Forschern unserer und anderer Fakultäten geboten werden soll. Materialiter steht dabei die Frage im Raum, inwiefern sich Pietismus und Barock in theologischer, aber auch literatur- und kunstgeschichtlicher Hinsicht berühren, wo der Pietismus barocke Lebensformen und Lebensgefühle positiv integriert und wo er sich von ihnen abgrenzt.
Bahl, Patrick | Professur für Kirchengeschichte insbesondere der Reformationszeit sowie neuere und neueste Kirchengeschichte (Prof. Beutel) |