Menschen bewegen ihre Augen häufiger als ihr Herz schlägt. Wegen der ungleichen Verteilung der Sehschärfe auf der Netzhaut wird der Punkt des schärfsten Sehens, die Fovea, mittels sakkadischer Augenbewegungen stets auf neue relevante oder interessante Ziele gerichtet. Dabei sind die zugrunde liegenden Mechanismen, warum wir beim Betrachten manche Ziele anderen vorziehen, noch nicht vollständig verstanden. Informationen über diese Mechanismen erhält man nicht nur, wenn man untersucht, wo Menschen hinschauen, sondern auch zeitliche Aspekte sowie die Kinematik der Bewegung berücksichtigt. All diese Aspekte der Okulomotorik können mittels Belohnung beeinflusst werden. Dieser Belohnungs-Einfluss in Kombination mit den physikalischen Eigenschaften des visuellen Ziels, seiner Salienz, lässt sich konzeptionell am besten in Form einer priority map darstellen. Eigenschaften einer solchen Kartierung finden sich in mehreren Gehirnarealen entlang des okulomotorischen Netzwerks. Jedoch gewann in den letzten Jahren die Auffassung zunehmend an Gewicht, dass finanzielle Belohnungen zur Untersuchung von Blickbewegungen ein artifizielles Szenario darstellen, da Blickbewegungen uns nicht mit Belohnungen, sondern mit visuellen Informationen versorgen. In der Folge beschäftigten sich jüngere Studien damit, wie Blickbewegungen durch ihre visuellen Konsequenzen beeinflusst werden, die sie hervorrufen.Aufbauend auf dem Konzept der priority map, beschäftigt sich das vorliegende Projekt damit, wie und ob Blickbewegungen durch ihre visuellen Konsequenzen beeinflusst werden, also davon, welcher Bildinhalt nach einer Blickbewegung auf die Fovea projiziert wird. Wir gehen dabei davon aus, dass Relevanz durch Bildinhalt ebenso wie Relevanz durch Belohnung in einer priority map kodiert werden. Ziel der vier Arbeitspakete ist es, mögliche Mechanismen aufzudecken, über die Bildinhalte Blickbewegungen beeinflussen, zu untersuchen, wie Relevanz und Salienz für die Blickbewegungskontrolle interagieren, ob Relevanz durch Bildinhalt und Relevanz durch Belohnung Blickbewegungen mittels verschiedener Mechanismen beeinflussen und wie der gegenwärtig betrachtete Bildinhalt zukünftige Blickbewegungen beeinflusst. Die Befunde werden zu einem besseren Verständnis der Blickbewegungskontrolle beitragen. Sie ermöglichen es, die Prozesse zu verstehen, mit denen unser visuelles System Zielen im visuellen Feld Priorität einräumt.
| Wolf, Christian | Professur für Allgemeine Psychologie (Prof. Lappe) |
| Wolf, Christian | Professur für Allgemeine Psychologie (Prof. Lappe) |