Das Projekt untersucht die Konflikte um das Verhältnis zwischen Staat und Kirche in Mexiko im 19. Jahrhundert. Zwar legte die erste Verfassung Mexikos von 1824 die katholische Religion als einzige fest, doch war die Rolle der katholischen Kirche in Gesellschaft und Politik schon in der späten Kolonialzeit von Konflikten gekennzeichnet, die sich u.a. in der prominenten Beteiligung von Priestern am Unabhängigkeitskampf zeigte. Die Unabhängigkeit hatte unmittelbaren Einfluss auf den Klerus, weil Mexiko das Patronatsrecht beanspruchte. Die Zahl der Kleriker sank erheblich. Hinzu kamen Versuche von Liberalen, die Rechte der Kirche einzuschränken, die immer wieder auch zu gewaltsamen Auseinandersetzungen führten. Die Konflikte um die Rolle der Religion und die katholische Kirche sind bisher aus staatlicher und Elitenperspektive behandelt worden. Im Projekt soll deshalb nach verschiedenen Akteursgruppen innerhalb der Konflikte gefragt werden. Konkret sind dies Priester in kleineren Ortschaften und ländlichen Gemeinden sowie Gemeinden, die im Hinblick auf die Rolle von Kirche und Religion in der Gesellschaft Stellung bezogen. Mit diesem Ansatz lassen sich Fragen nach der Verflechtung von Religion und Politik ebenso wie dem Wandel durch Entflechtungsprozesse in der Politik selbst (Unabhängigkeit) als auch zwischen Staat und Kirche beantworten.
Hensel, Silke | Exzellenzcluster 2060 - Religion und Politik. Dynamiken von Tradition und Innovation |
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