Parodien des babylonischen Talmuds, des monumentalen Hauptwerks des rabbinischen Judentums, zeichnen sich durch eine komplexe Überlagerung von religiösen und nichtreligiösen Diskursen, von Tradition und Innovation, Normativität und Kreativität, Geschichte und Aktualität aus. Die Texte parodieren ihre Vorlage, den babylonischen Talmud, oftmals bis ins kleinste Detail in formaler, sprachlicher, inhaltlicher und hermeneutischer Hinsicht. Seit dem 19. Jahrhundert wird das Genre der Talmudparodien insbesondere für politische Themen, Gesellschaftskritik und -satire, Religionskritik und innerjüdische Polemik genutzt. Die thematische Spannbreite der ab dem 19. Jahrhundert verfassten Parodien in Form und Stil des Talmuds ist äußert groß: Überliefert sind u.a. Parodien über die Lebensumstände der jüdischen Bevölkerung im zaristischen Russland, über das Leben jüdischer Immigranten in den USA, über die amerikanische Gesellschaft zur Zeit der Prohibition sowie gegen den Chassidismus und das Reformjudentum gerichtete Parodien. Das Projekt untersucht die religions- und kulturgeschichtliche Bedeutung dieser Parodien, ihre gesellschaftlichen und politischen Funktionen, ihr Verhältnis zur rabbinischen Tradition sowie den Zusammenhang zwischen Polemik, Gesellschafts- und Religionskritik.
Grundmann, Regina | Exzellenzcluster 2060 - Religion und Politik. Dynamiken von Tradition und Innovation |
Grundmann, Regina | Exzellenzcluster 2060 - Religion und Politik. Dynamiken von Tradition und Innovation |
Hartmann, Maria Teresa | Exzellenzcluster 2060 - Religion und Politik. Dynamiken von Tradition und Innovation |