Fahnenweihen, d.h. die Sakralisierung von Fahnen durch Geistliche im Rahmen einer Gottesdienstfeier mit spezieller Predigt, gehörten im frühneuzeitlichen Militär zu den gängigen Ritualen, erlebten jedoch im Übergang zur Moderne eine weitere Verbreitung und Popularisierung. Vor allem in den „Befreiungskriegen" 1813-1815 und während der Revolutionsjahre 1848/49 waren entsprechende Weihefeiern von militärischen Einheiten und zivilen Ordnungsformationen (Landwehr, Freikorps, Bürgerwehren) eng mit der politischen Selbstvergewisserung und der öffentlichen Inszenierung politisch-gesellschaftlicher Werte verbunden. Das Projekt fragt - in einem Regionalvergleich - nach der Verflechtung religiöser und politischer Konzepte in den Fahnenweihen und ihrer Veränderung während der Sattelzeit. Dabei ist die Verbindung ritual- und diskursgeschichtlicher Perspektiven intendiert: In den Blick genommen werden die Weihefeiern als Formen symbolischer Sinnstiftung sowie die Weihepredigten der Geistlichen als Medien der Vermittlung religiöser und politischer Überzeugungen.
| Hecht, Michael | Exzellenzcluster 2060 - Religion und Politik. Dynamiken von Tradition und Innovation |
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