R.P.C.M. APULIA: Reconstructing Prehistoric Communities' Mobility in northern Apulia

Grunddaten zu diesem Projekt

Art des ProjektesEigenmittelprojekt
Laufzeit an der Universität Münsterseit 01.01.2018

Beschreibung

In Zusammenarbeit mit der Soprintendenza archeologia, belle arti e paesaggio in Foggia und der Universität Bologna läuft derzeit ein Forschungsprojekt zur Landschaftsarchäologie im nördlichen Apulien vor. Nordapulien stellt in den älteren Abschnitten der Prähistorie Italiens eine Schlüsselregion dar: Seit dem Ende des 7./Anfang des 6. Jahrtausends v. Chr. ist hier intensive menschliche Siedlungsaktivität belegt. Der Reichtum an natürlichen Ressourcen (Rohstoffe wie Kupfer und Silex, aber auch marine und terrestrische Quellen) bedingt eine hohe Siedlungsdichte und damit einhergehend enge Kontakte der Gruppen untereinander und zu anderen Regionen, was sich sowohl in der materiellen Kultur als auch in der Lage der Siedlungen entlang von Handelsrouten und Wegen für Transhumanz manifestiert. Ziel des Projektes ist es, diachron am Beispiel einer Kleinregion die Kontakte der Gruppen zueinander herauszuarbeiten und die Verbindungen, die sich durch Erschließung und Nutzung verschiedener Rohstoffe ergeben, aufzuzeigen. Die Frage ist, auf welche Weise Artefakte und damit auch Ideen zwischen den Gruppen zirkulierten und welche Verbindungen und Einflüsse zwischen näher und weiter voneinander entfernten Siedlungen bestanden. Für die Beantwortung dieser Fragen müssen die Landschaft und ihre Veränderungen im Lauf der Zeit analysiert und in Bezug zur Lage der Siedlungen gesetzt werden. Das ausgewählte Gebiet liegt zwischen dem Fluss Fortore im Westen und den Ausläufern des Gargano im Osten. Die kleinräumig gegliederte Landschaft umfasst fruchtbare Terra-rossa-Böden ebenso wie das Flusstal des Fortore, einen großen Süßwassersee (Lago di Lesina), die Meeresküste und auch das Gargano-Vorgebirge. Für die Arbeiten steht das in der prähistorischen Archäologie mittlerweile sehr breit gefächerte methodische Instrumentarium der Landschaftsarchäologie zur Verfügung, etwa verschiedene Prospektionsmethoden (Feldbegehung, Fernerkundung, geophysikalische Prospektion, terrestrische topografische Aufnahme, chemische und biologische Prospektion, Auswertung von Literatur und Altfunden, Befragungen, Auswertung historischer Quellen, Orts- und Flurnamenforschung). Aufbauend auf der Beschreibung der physischen Struktur der Landschaft (Atmosphäre, Lithosphäre, Hydrosphäre, Biosphäre) ist es möglich, sich der kulturellen Struktur der Landschaft zu nähern, die aus der Umgestaltung durch den Menschen resultiert. Dabei spielen wirtschaftliche, soziale und religiöse Faktoren eine Rolle. Erklärende Zugänge zur Landschaftsarchäologie umfassen dabei eine Fülle an Analysemethoden, die der Geografie und der Mathematik entnommen sind, etwa Untersuchungen zur Verbreitung von Siedlungen, Standortfaktoren und Modelle zur Organisation von Siedlungen und Siedlungsräumen. Dem werden verstehende Zugänge entgegengesetzt, die letztlich aus dem Postprozessualismus entstanden sind, wie phänomenologische Ansätze oder die soziale Netzwerkanalyse. Der Begriff der Grenzen oder Grenzräume lässt sich in diesem Projekt auf verschiedenen Ebenen untersuchen. Zum einen existieren deutliche physische Grenzen in der Landschaft, die durch den Naturraum vorgegeben sind. Zum anderen grenzen sich Menschen und Menschengruppen auf verschiedenen Ebenen voneinander ab (kleinsträumig als Familien, in größerem Maßstab als Gemeinschaften aus mehreren Familien), indem einzelne Häuser und ganze Siedlungen inklusive Raum für Landwirtschaft von Gräben und Grabensystemen umgeben sind.

StichwörterLandschaftsarchäologie; Apulien; Neolithikum; Bronzezeit

Projektleitung der Universität Münster

Becker, Valeska
Professur für Ur- und Frühgeschichte (Prof. Gleser)