SFB TRR 212: Eine neue Synthese zur Individualisation für die Verhaltensforschung, Ökologie und Evolution: Nischenwahl, Nischenkonformität, Nischenkonstruktion (NC3)

Grunddaten zu diesem Projekt

Art des ProjektesDFG-Hauptprojekt koordiniert außerhalb der Universität Münster
Laufzeit an der Universität Münster01.01.2018 - 31.12.2025

Beschreibung

Individuen unterscheiden sich. Diese triviale Aussage hat aber zu einem Paradigmenwechsel in drei Bereichen der organismischen Biologie geführt, so dass sich wesentliche Konzepte stark gewandelt haben. Die Verhaltensbiologie hat erkannt, dass es stabile Unterschiede im Verhalten von Individuen gibt, was das Konzept der Tierpersönlichkeit begründet hat. In der ökologie wurde realisiert, dass die ökologische Nische einer Art bzw. Population feiner gegliedert ist, da Individuen sich spezialisieren. In der Evolutionsbiologie war individuelle Variation immer schon von zentraler Bedeutung, aber auch hier hat sich etabliert, wie komplex die Interaktion zwischen Genotypen und der Umwelt bei der Entstehung individueller Phänotypen ist. Als Konsequenz dieser Entwicklungen ist ein individualisiertes Nischenkonzept von Nöten, nicht der Fokus auf Mittelwerte einer Population oder Art. Momentan werden die Verhaltensanpassungen des Phänotyps während des Lebens eines Individuums zu wenig im evolutionsbiologischen Kontext betrachtet, der sich wiederum häufig auf sehr vereinfachte Modellsysteme konzentriert, bei denen genetische Variation direkt den Phänotyp beeinflusst. Während die ökologische Zeitachse früher noch als fundamental verschieden von der evolutionären Zeitachse angesehen wurde, ist diese Dichotomie inzwischen der Einsicht gewichen, dass evolutionäre Anpassung auch entlang ökologischer Zeitachsen passieren kann. In allen drei Bereichen der organismischen Biologie hat also das Konzept der Individualisierung zu wesentlichen wissenschaftlichen Fortschritten geführt, aber ein hinreichend integrativer Ansatz fehlt bisher.Es ist daher das wissenschaftliche Ziel dieses SFBs, das Nischenkonzept auf der Ebene des Individuums zu definieren. Dies wird zu einem tieferen Verständnis der Interaktion von individuellen Phänotypen mit der Umwelt führen und die ökologischen und evolutionären Konsequenzen einer solchen Interaktion klar aufzeigen. Die zentrale Hypothese ist, dass die Interaktion von individuellen Phänotypen und der Umwelt zu individualisierten Nischen führt, und zwar über drei Prozesse der Anpassung: Nischenwahl, Nischenkonformität und Nischenkonstruktion.Eine solche neue Synthese der Individualisierung wäre von herausragender Bedeutung für die Verhaltensbiologie, ökologie und Evolutionsbiologie. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für eine solche neue Synthese. Wir schlagen daher vor, die Teildisziplinen Verhaltensbiologie, ökologie und Evolutionsbiologie in einem Etho-öko-Evo Forschungsansatz zu kombinieren, um eine neue Synthese der Individualisierung zu entwickeln, die auch die Umweltveränderung während eines Lebenslaufes eines Organismus berücksichtigt. Unser Forschungsansatz wird zu einem bisher nicht erreichten Verständnis führen, warum und wie Individuen nur einen kleinen Teil der Nische einer Art realisieren und was die ökologischen und evolutionären Konsequenzen in einer sich rapide ändernden Umwelt sind.

StichwörterBiologie; Geisteswissenschaften; Individualisation; Verhaltensforschung; Ökologie; Evolution
Webseite des Projektshttps://www.uni-bielefeld.de/fakultaeten/biologie/forschung/verbuende/sfb_nc3/
DFG-Gepris-IDhttps://gepris.dfg.de/gepris/projekt/316099922
FörderkennzeichenTRR 212/1; TRR 212/2 | DFG-Projektnummer: 316099922
Mittelgeber / Förderformat
  • DFG - Sonderforschungsbereich (SFB)

Projektbeteiligte Organisationen außerhalb der Universität Münster

  • Universität BielefeldDeutschland

Koordinierende Organisationen außerhalb der Universität Münster

  • Universität BielefeldDeutschland