Das Follikel-stimulierende Hormon (FSH) spielt eine wichtige Rolle für die Initiation, die Aufrechterhaltung und die Qualität der Spermatogenese. Aufgrund dieser Funktion wird in der Klinik seit einigen Jahren versucht subfertile Männer mit FSH zu behandeln, jedoch konnte nur bei einem Teil dieser Männer die Samenqualität verbessert und eine erhöhte Befruchtungsrate erzielt werden. Inzwischen wurde allerdings ein signifikanter Einfluss von genetischen Polymorphismen (SNP) im FSHB-Gen (c-211G>T) oder dem FSH-Rezeptor (FSHR c.-29A>G und c.2039A>G) auf endokrine Feedback-Mechanismen, die FSH-Werte im Serum, die Hodengröße und die Spermatogenese festgestellt. Obwohl die bisher identifizierten SNPs zur Entscheidung für eine FSH-Behandlung beitragen können, erklären sie nur einen geringen Prozentsatz der zu beobachtenden FSH-Serumvariationen bei subfertilen Männern. Dies deutet auf den Einfluss weiterer SNPs in anderen Genen hin. Wir vermuten, dass die Entschlüsselung des FSH-Signalnetzwerks mitsamt seiner interagierenden genetischen Varianten es uns ermöglicht, eine Untergruppe von unfruchtbaren Patienten zu identifizieren, bei denen die Spermatogenese durch FSH stimuliert werden kann. Daher werden wir 1. neue genetische Varianten mittels GWAS in einer streng selektierten und vollständig charakterisierten Patientengruppe mit einer verstärkten Effektgröße und anschließender Validierungsstudie identifizieren, 2. die FSH-Sekretions- und FSHR-Signalwege untersuchen und 3. die identifizierten genetischen Varianten funktional in-vitro analysieren. Durch das Zusammenspiel von klinischer, genetischer und experimenteller Forschung hoffen wir, eine Gruppe von funktionellen SNPs (FSH SNP-Panel) zu identifizieren, welche die FSH-Wirkung auf die Spermatogenese bei unfruchtbaren Männern beeinflussen. Das FSH-Netzwerk gibt zudem wichtige Hinweise auf Interaktion zwischen Keim- und Sertoli-Zellen. Diese Studie wird wichtige Erkenntnisse über die FSH Wirkung in der Spermatogenese geben und helfen neue endokrine und genetische Faktoren zu ermitteln, die männliche Unfruchtbarkeit verursachen können. Dadurch wird sie maßgeblich zum Male Fertility Gene Atlas beitragen. Durch FSH SNP-Panel kann außerdem eine definierte Untergruppe von unfruchtbaren Patienten bestimmt werden, für die eine pharmakogenomische Behandlung mit FSH sinnvoll ist. In Zukunft könnte dies die Behandlungsmöglichkeiten für männliche Unfruchtbarkeit verbessern, die Schwangerschaftsraten erhöhen und die Risiken für die Nachkommen, sowie die psychologische und sozioökonomische Belastung der ART-Behandlung, verringern.
Gromoll, Jörg | Institut für Reproduktions- und Regenerationsbiologie |
Kliesch, Sabine | Abteilung für Klinische Andrologie |
Gromoll, Jörg | Institut für Reproduktions- und Regenerationsbiologie |