Menschen koordinieren ihre Handlungen im Alltag auf vielfältige Weise. Wie ist diese Koordination prozessual organisiert? Das beantragte Projekt adressiert diese noch weitgehend ungelöste Frage, indem es die Annahme einer dreistufigen Kontrollhierarchie durch Modellierung umsetzt und empirisch sowohl auf Verhaltensebene als auch hinsichtlich ihrer zerebralen Implementierung testet. Ein eigens entwickeltes Spielkonzept erlaubt es, die Koordination auf drei Ebenen, nämlich gemeinsame Zielsetzung, Umsetzung in Zwischenziele und Bewegungsmuster, unabhängig voneinander zu variieren. In WP1 wird dieses Design in einer Verhaltensstudie umgesetzt, in der Teilnehmer jeweils zu zweit ein digitales Legespiel spielen, während ihre Hand- und Augenbewegungen aufgezeichnet werden. Abfolge und Dauer von Aktionen, wie das Beobachten der Optionen und Bewegungen des Partners, variiert je nach Koordinationsniveau. Wir testen hierzu spezifische Verhaltenshypothesen auf Grundlage von Pilotdaten. In WP2 wird ein neuartiger Modellansatz, der auf einer Kombination von diskreten und raum-zeitlich kontinuierlichen Modellen basiert, entwickelt und anhand der Verhaltensdaten aus WP1 trainiert und getestet. Es werden verschiedene Modellvarianten mit unterschiedlichen Kontrollebenen verglichen. In WP3 nutzen wir auf dieser Grundlage das beste Modell aus WP2, um einen Algorithmus zu entwickeln, der mit den Teilnehmern spielt, während ihre Gehirnaktivität mittels funktioneller Magnetresonanztomographie aufgezeichnet wird. Wie in WP1 erfassen wir Hand- und Augenbewegungen, um das Koordinationsverhalten zu erfassen. Es werden modellbasierte und modellunabhängige multivariate und univariate Analysen durchgeführt, die von der Annahme geleitet sind, dass Regionen zweier bekannter Netzwerke, nämlich des Action Observation Network (AON) und des Theory of Mind Network (TOM), je nach Koordinationsniveau der Spieler unterschiedlich interagieren. Insgesamt trägt das Projekt zu einem besseren Verständnis der neurokognitiven Prozesse bei, die dem kooperativen Verhalten zugrunde liegen.
Schubotz, Ricarda | Professur für Biologische Psychologie (Prof. Schubotz-Jacobsen) |
Schubotz, Ricarda | Professur für Biologische Psychologie (Prof. Schubotz-Jacobsen) |