"Lang ist die Zeit, es ereignet sich aber das Wahre." Hölderlins Poetik des 'Ereignisses'
Grunddaten zum Promotionsverfahren
Promotionsverfahren erfolgt(e) an: Promotionsverfahren an der Universität Münster
Zeitraum: 01.10.2017 - 13.11.2020
Status: abgeschlossen
Promovend*in: Hayashi, Hideya
Promotionsfach: Graduate School Practices of Literature
Abschlussgrad: Dr. phil.
Verleihender Fachbereich: Fachbereich 09 - Philologie
Betreuer*innen: Wagner-Egelhaaf, Martina
Beschreibung
Diese Studie sieht es als Grundthema in Hölderlins Texten an, dass die ursprüngliche Einheit sich in der Dichtung ereignet. Die ursprüngliche Einheit wurde Hölderlins Texten zufolge verloren, was sich nun als Teilung in Subjekt und Objekt oder in Gott und Menschen zeigt. Der Verlust garantiert, dass die Einheit einst da war, damit entsteht auch die Möglichkeit, dass sie sich wieder ereignet. In Hölderlins Texten wird gehofft, dass die Wiederkehr des Gottes sich ereignet, die bedeutet, dass der Mensch sich mit dem Gott wieder verbindet. Das Problem ist, wie die Dichtung sich auf diese Widerkehr als Ereignis beziehen kann. Dabei stellt sich die Frage, ob ein Dichter absichtlich dieses Ereignis verursachen kann. Die These dieser Studie ist, dass Hölderlins Texte sich mit dem Problem auseinandersetzen, wie die Dichtung sich vom Subjekt unabhängig ereignen kann. Die Beziehung der Dichtung zum Ursprünglichen und Absoluten ist eines der wichtigen Themen der Hölderlin-Forschung gewesen, wobei die ‚Mittelbarkeit der Sprache‘ im Zentrum der Diskussion war. Das ist das Problem, ob die Sprache, die nur mittelbar ist, wirklich das Absolute, das unmittelbar ist, darstellen kann. Zu kritisieren ist, dass dabei Hölderlin selbst als Autor oder seine Intention in den Vordergrund der Diskussion gebracht wird. Daher behandelt diese Studie die Perspektive der Mittelbarkeit nicht. In dieser Studie geht es vielmehr um das Problem, wie die Dichtung, in der die ursprüngliche Einheit sich ereignet, möglich wird. Um dieses Problem zu diskutieren, wird der Begriff ‚Ereignis‘ ein wichtiger Ansatz. Dieser Begriff wurde in philosophischen und literarischen Diskursen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufgegriffen und wird in letzten Jahren wieder oft diskutiert. Diese Studie bezieht sich auf die Diskussionen Paul de Mans und Gilles Deleuzes. Das ‚Ereignis‘ ereignet sich für de Man unwillkürlich und unabhängig vom Subjekt, für Deleuze ist das ‚Ereignis‘ eine reine Potenzialität, die nie gegenwärtig wird, aber schon vergangen ist und noch kommen wird, was einen ähnlichen Charakter zeigt wie die ursprüngliche Einheit bei Hölderlin.
Betreuung an der Universität Münster