Academia. Praktiken des Raums und des Wissens in Universitätserzählungen
Grunddaten zum Promotionsverfahren
Promotionsverfahren erfolgt(e) an: Promotionsverfahren an der Universität Münster
Zeitraum: 01.10.2016 - 01.10.2020
Status: abgeschlossen
Promovend*in: Reiling, Laura Marie
Promotionsfach: Graduate School Practices of Literature
Abschlussgrad: Dr. phil.
Form der Dissertationsschrift: monographisch
Verleihender Fachbereich: Fachbereich 09 - Philologie
Betreuer*innen: Wagner-Egelhaaf, Martina
Gutachter*innen: Wagner-Egelhaaf, Martina
Beschreibung
Universitäten stellen, so zeigt es die öffentliche Diskussion gemeinhin, überaus wichtige Institutionen der Gesellschaft dar. Obwohl sie sich stets im Wechselspiel von Wissensgenerierung/Forschung und Leben/Gesellschaft konstituieren, werden sie dennoch oftmals als gesellschaftliche Paralleluniversen wahrgenommen. Zugleich erscheinen besonders seit den 1980er Jahren deutsche, britische und amerikanische Romane, die sich dezidiert mit dem universitären Milieu auseinandersetzen und dadurch auch an der Popularisierung der (Literatur-)Wissenschaft mitwirken. Diese Spannungen nimmt das Dissertationsprojekt zum Ausgangspunkt, um Strategien der literarischen Auseinandersetzung mit der Institution und sozialen Struktur der Academia zu untersuchen. Vor dem Hintergrund relevanter Raum- und Kulturtheorien (v.a. Bourdieu, Löw und Kristeva) werden Romane u.a. von Eugenides, Duncker und M. Walser analysiert, wobei das Verhältnis der Kategorien ,Raumpraxis‘ und ,Wissenspraxis‘ im Zentrum steht. Ein besonderes Augenmerk wird hierbei auf die Analyse von Verfahrensweisen der Fiktionalisierung von Literatur-/Kultur-Theorie gerichtet, denn in den ausgewählten Romanen dient vor allem literarisches und literaturtheoretisches Wissen als handlungstragendes Element. Durch vielfältige intertextuelle Momente wird die Fiktionalisierung von Theorie inszeniert. Dies führt dazu, dass die Texte, die universitäre Laboratorien verhandeln, selbst zu (formalen) Laboratorien werden. Soziale Praktiken (des Wissens) erweisen sich also letztlich als Praktiken der Texte selbst, und vice versa. Dabei wird wiederum die soziale Konstruiertheit der Räume (vgl. de Certeau) markiert, denn reale oder imaginäre Verortungen im Rahmen der Fiktionalisierungsprozesse unterminieren konkrete, territorial zu denkende Räumlichkeiten. Der Raum der Academia ist folglich teilweise auch ein imaginärer, weil sich die von den Figuren geführten literaturwissenschaftlichen Debatten teilweise als Verortungen an erdachte, gleichsam theoretische Räume erweisen. Im Hintergrund stehen dabei die Fragen, inwieweit der Academia eine konzise gesellschaftliche Funktion innewohnt und inwiefern sich die Universitätserzählungen letztlich als wichtige Gesellschaftserzählungen darstellen, da nicht nur in den universitären Räumen, sondern auch innerhalb der sich in den Texten exponierenden Diskurse selbst (v.a. Barthes, Foucault) gesellschaftliche Themen diskutiert werden. Das Projekt ermöglicht somit u.a. einen innovativen Blick auf das Verhältnis von poststrukturalistischen Theorien und neueren literarischen Texten verschiedener Philologien.
Betreuung an der Universität Münster