Britische Zuwanderer im ländlichen Frankreich - Vergesellschaftung und Zusammenleben mit der lokalen Bevölkerung in der Spätmoderne

Während die Europäische Union in ihrem über 50jährigen Bestehen große Erfolge hinsichtlichder politisch-institutionellen und ökonomischen Integration der Mitgliedsstaatenverbuchen kann, glückte die soziale und lebensweltliche Europäisierung in nur geringem Maße. Auch wenn tagtäglich die gemeinsame Währung genutzt wird, hat sich die EU fürdie Lebenswelt ihrer Bürger (noch) nicht zu einer relevanten Bezugsebene entwickelt; Wanderungen innerhalb der EU finden im Vergleich zu anderen Migrationsbewegungenin eher geringem Maße statt und werden von Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeitkaum wahrgenommen. Dabei ist es ein explizites politisches Ziel der EU, die Mobilität ihrer Bürger zu erhöhen, was durch die weit reichenden Rechte als Unionsbürgerzusätzlich unterstützt wird.Das geringe Ausmaß solcher Migration mag ein Grund dafür sein, dass es bisher kaumwissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse darüber gibt, welche lebensweltlichen Folgen aus einer verstärkten Mobilität der Unionsbürger innerhalb der EU erwachsen. Auch istbislang weitgehend unbekannt, welche Probleme und Konflikte auf lokaler und regionaler Ebene auftauchen, wenn sich Unionsbürger in größerem Maß in anderen Mitgliedsstaaten niederlassen. Es scheint die idealistische Hoffnung vorzuherrschen,dass die Zugezogenen relativ problemlos sozial integriert werden oder dass ihre evtl.herausfordernde Teilhabe an der autochthonen Gesellschaft zumindest zu einer Öffnung, Modernisierung und Europäisierung derselben beiträgt. An dieser Stelle setzt das vorliegende Projekt an, in dessen Mittelpunkt Auswanderer aus hoch entwickelten Industrie- und Wohlfahrtsstaaten der EU und deren z.T.problematische soziale Integration in lokale autochthone Gemeinschaften innerhalb der EU stehen.