Tier und Mensch. Zur Disposition des Humanen und Animalischen in Literatur, Philosophie und Kultur um 2000
Grunddaten zum Promotionsverfahren
Promotionsverfahren erfolgt(e) an: Promotionsverfahren an der Universität Münster
Zeitraum: 01.10.2005 - 22.07.2009
Status: abgeschlossen
Promovend*in: Bodenburg, Julia
Promotionsfach: Deutsche Philologie
Abschlussgrad: Dr. phil.
Verleihender Fachbereich: Fachbereich 09 - Philologie
Betreuer*innen: Wagner-Egelhaaf, Martina
Beschreibung
Auf der Grundlage biowissenschaftlicher Positionen geht die Dissertation in zeitgenössischen literarischen Texten, einem Film und dem Zoo als modernem Paradigma der Tier-Mensch-Beziehung der Frage nach dem Tier und seiner Funktion für die Identität des Menschen nach. Sie befragt das ästhetische und kulturelle Material daraufhin, wie die Grenzen zwischen Humanem und Animalischen bestimmt werden, welche Relevanz diese Bestimmungen für das anthropologische Selbstverständnis des Menschen haben und wie die Tier-Mensch-Relation für die Zukunft imaginiert wird. Ausgehend von der Annahme, dass die Differenz von Mensch und Tier den zentralen politischen Konflikt des Abendlandes darstellt (Agamben), begreift die Arbeit das Verhältnis von Mensch und Tier als eine ‚Disposition des Humanen und Animalischen‘, d.h. als ein Anordnungsverhältnis im Spannungsfeld von Biopolitik und Ethik, das sowohl einen diskursanalytischen als auch einen rhetorischen Zugang erlaubt. Nach der kritischen Lektüre aktueller Positionen (Haraway, Agamben, Sloterdijk, Singer) zeigt die Arbeit die Funktion von Literatur auf dem Feld kultureller Selbstbestimmungen des Menschen auf. Texte von Grass, Houellebecq, Beyer und Coetzee werden als ästhetische Spielräume lesbar, welche die gegenwärtig konkurrierenden Konzepte des Tier-Mensch-Verhältnisses kritisch aushandeln, und als politische Aussagen, die sich in brisante gesellschaftspolitische Diskurse einmischen. Das Tier wird zu einer ethischen Reflexionsfigur, wenn literarische Figuren immer dann ‚in Tieren‘ reden, wenn es um menschliche Werthierarchien geht. So kommt in den Blick, dass der Mensch für die eigene Disposition, die er mittels wiederkehrender Erzählmuster zu stabilisieren sucht, die Wahrnehmung des Tiers benötigt.
Promovend*in an der Universität Münster
| Bodenburg, Julia | Professur für Neuere deutsche Literaturgeschichte (Prof. Wagner-Egelhaaf) |
Betreuung an der Universität Münster